
US-Einfuhrzölle - Turbulentes erstes Halbjahr 2025, Auswirkungen auf die Logistikbranche
von Beat Weisskopf - Nord-Transport AG
Bereits in seiner ersten Amtszeit (2017-2020) begann der damalige US-Präsident Donald Trump mit der Einführung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium sowie weiteren Zollmassnahmen gegen China. Nach seiner erneuten Amtseinführung am 20. Januar 2025 setzt er diese handelspolitische Linie fort. Beginnend mit der Unterzeichnung eines Dekrets am 1. Februar 2025, das Zölle auf Waren aus China (10%), sowie 25% auf Waren aus Kanada und Mexiko vorsah, folgte am 2. April 2025 eine Ankündigung der Erhebung eines Basiszolls von 10% auf alle Importe, sowie weiteren länderspezifischen Zöllen (z. B. EU 20%, 31% Schweiz). Diese Massnahmen führen zu erheblichen Spannungen im internationalen Handel und zu Gegenmassnahmen (vor allem aus China), zu Lieferkettenunterbrechungen, steigenden Preisen und einem Rückgang des Verbrauchervertrauens. Die unsichere Entwicklung widerspiegelt sich auch in den allgemeinen Konjunkturaussichten für das zweite Halbjahr 2025, die auf sinkende Wirtschaftsleistungen hindeuten.
Einige Auswirkungen für die Logistik können sein:
- Nachfragerückgang und Volumenverschiebungen: Der internationale Warenverkehr nimmt ab – besonders stark betroffen sind Verbindungen zwischen den USA, China, Kanada, Mexiko, der EU und auch der Schweiz. Das wirkt sich direkt auf die Auslastung in der See-, Luft- und Landfracht aus. Viele Unternehmen weichen auf alternative Handelswege aus, um zollbedingte Zusatzkosten zu vermeiden. Dadurch verlieren etablierte Transportrouten an Bedeutung, während neue Strecken – oft über Drittländer – an Relevanz gewinnen.
- Preisanstieg und Margendruck: Logistikunternehmen sehen sich mit steigenden Betriebskosten konfrontiert – verursacht durch längere Abwicklungszeiten an den Grenzen, zusätzlichen Aufwand bei der Zollabfertigung und erforderliche Routenanpassungen.
- Planungsunsicherheit und Verzögerungen: Infolge veränderter Zollvorgaben und zusätzlicher Kontrollprozesse kommt es vermehrt zu Verzögerungen, insbesondere an Grenzstellen und in Hafenanlagen. Gleichzeitig erschweren unregelmässige Transportnachfrage und kurzfristige Routenänderungen die Planung von Kapazitäten für Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge.
- Verlagerung der Produktion: Immer mehr Unternehmen richten ihre Produktionsstandorte näher an den Zielmärkten aus, um Lieferketten zu stabilisieren und Zollkosten zu vermeiden. Diese Entwicklung fördert den regionalen Warenverkehr – beispielsweise innerhalb Europas oder Asiens – während der grenzüberschreitende Fernverkehr teilweise etwas an Bedeutung verliert. Für Transportunternehmen bedeutet das, ihre Netzwerke und Dienstleistungen an veränderte Produktions- und Distributionsstrukturen anzupassen.
Inzwischen wurden mit einzelnen Handelspartnern Abkommen geschlossen, die zu vorübergehenden Zollaussetzungen oder -senkungen geführt haben. Die Lage bleibt jedoch insgesamt volatil und dynamisch – weitere Änderungen sind jederzeit möglich und erfordern eine hohe Flexibilität sowie besondere Aufmerksamkeit.